Holzbau – Holzrahmenbauweise und Holzbalkendecke

Jetzt wird es endlich Zeit das Grundgerüst/ den Rohbau für meine Wohnung aufzustellen. Diese Konstruktion, wie auch später der Trockenbau, wird komplett aus Holz gefertigt -bis auf ein paar Balkenschuhe und Verbindungsteile. Da ich mich bei meiner Wohnung in einem relativ kleinen Maßstab befinde, ist Holz die erste Wahl. Im Vergleich zu Stahl- oder Betonträgern sind die Kosten und der Aufwand auch unschlagbar. Meine Decken werden auch nur eine maximale Spannweite von ca.3m haben, was zum Beispiel zu einer Industriehalle und ähnlichem mit 6 und viel mehr Metern kein Vergleich ist.

Bauholz – Einkauf, Kosten und Dimensionierung

Bauholz bzw. Konsturktionvollholz(KVH) findet man in jedem größeren Baumarkt; selbst Balken für Decken und Sparren werden mittlerweile angeboten. Je nach Anforderung, Konstruktion und auch Geldbeutel kann man hier wieder zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen:

Der übliche Holzbalken: ein aus dem Baumstamm herausgeschnittenes Stück Holz. Üblich sind Längen bis 4m, da schlichtweg Bäume nicht größer werden. Bäume werden schon höher als 4m, aber im Normalfall kann man kein längerer Balken, der auch wiederum nutzbar ist, herausgeschnitten werden. Ausnahmen gibt es allemal; Balken bis 5m kann man auch noch bekommen, aber ab einer bestimmten länge ist auch mal Schluss. Durch bestimmte, fast schon kunstvolle Verbindungstechniken können einzelne Balken in der Länge zusammengefügt und beliebig verlängert werden, aber ich spreche hier wirklich nur den einzelnen gewöhnlichen Balken aus einem Stück Holz. Beim gewöhnlichem Balken muss man auch Sachen wie Schnitt- und Festigkeitsklassen erwähnen. Wenn zum Beispiel der Balken zu viele Astlöcher aufweist, kann das die Tragfähigkeit mindern.

Brettschichtholzträger (BSH): Ein immer beliebteres Material. Es besteht im Grunde aus miteinander verleimten kleineren Brettchen. Dadurch können diese Träger auch unglaubliche Ausmaße annehmen und sogar in gebogener Form hergestellt werden. Sie werden deshalb immer häufiger für Hallen und ähnliches verwendet. Im Normalfall werden diese auf 6m begrenzt, da die Träger auch irgendwie vom Werk auf die Baustelle transportiert werden müssen.(6m lange Sachen kann man noch gut auf normalen Straßen transportieren) Es kann aber auch bei Bedarf vorkommen, dass diese Träger mit einer Länge von bis zu 60m und einer Höhe von mehreren Metern produziert, ausgeliefert und verbaut werden.

Stegträger: Es gibt hierbei einige Unterarten, aber der wohl bekannteste ist der Doppelsegträger(Hersteller Finnjoist) Diese Trägerform erwähne ich hier noch, da sie durch ihren geringen Querschnitt für Konstruktionen für Engerie-Spar- und Null-Energie-Häusern interessant ist. Aber hier kommen wir schon sehr ins Detail und die richtige Berechnung dieser Stegträger ist ein wenig komplizierter.

Dimensionierung – Größe der Balken bestimmen

Wir sind hier alle keine Statiker und/oder Ingenieure. Bei größeren Vorhaben würde ich euch auch dringendst empfehlen den Architekten oder Statiker eures Vertrauens aufzusuchen!

Bei Trägern ist vor allem deren Höhe entscheidend. Je höher der Balken, desto mehr hält er aus und desto mehr Strecke kann dieser überspannen. Als Faustformel kann man nehmen: Bei Holzbalken ist es 1/20tel der überspannten Länge. Also bei zum Beispiel 4m, die überspannt werden wollen, wären das 20cm Höhe des Balkens. Ein Drittel oder eher die Hälfte der Höhe des Balkens wird dann als Breite genommen; üblicherweise die Hälfte. In unserem Beispiel sind das dann zwischen 6,7cm und 10cm.

Ich habe hier ein interessantes Online-Tool gefunden, mit dem man eine grobe Berechnung durchführen kann und das auch viele Erklärungen dazu gibt. http://www.eurocode-statik-online.de/index.php

Kosten

Im Baumarkt bezahlt man pro Stück und bekommt nebenbei noch den Preis pro Meter. Größere Balken und Träger werden in der Regel beim Hersteller oder im Sägewerk vorbestellt. Hier bezahlt man pro Kubikmeter Holz! Es zu empfehlen ein wenig herum zu telefonieren und die verschiedenen Sägewerke in der Gegend zu vergleichen. Mein bester Preis war 280€ pro m³ plus MwSt. Der Vorteil hier ist, dass man die Balken und Stützen in den Größen erhält, die man auch möchte. Im Baumarkt muss man nehmen, was man bekommt. Nachteil ist, dass man dem Sägewerk eine gewisse Menge an Holz abnehmen muss.

Als kleines Beispiel habe ich euch >>Hier<< meine Einkaufsliste zur Verfügung gestellt. Ihr könnt nun ein bisschen hin und her rechnen, aber man kann sagen, dass man Standardgrößen wie 8x10cm oder 10x10cm etc. im Baumarkt kaufen kann. Bei größeren Balken und Trägern würde ich euch das Sägewerk empfehlen.

…überlegt euch bitte schon im Vorfeld, wie ihr die Balken vom Baumarkt/ Sägewerk nach Hause bekommt und auch wie ihr sie dann an Ort und Stelle schafft…. Ich hatte hier zum Glück neben einem elektrischen Seilzug noch ein paar helfende Hände.

Neue Kehlbalken unter die Mittelpfette

Als Vorbereitung mussten die Kehlbalken noch auf Länge geschnitten werden. Mit einer Handkreissäge geht es gerade noch so… wenn man auf mehrere Male und von beiden Seiten heran geht. Ein etwas besseres Werkzeug dazu ist einfach eine Kettensäge; zwar ein wenig grob, aber für diese Arbeit ausreichend genau. Die Enden der Balken passte ich dem Winkel des Daches bzw. dessen Sparren an, damit keine allzu großen Lücken entstehen. Abmessen ist hier das A und O….

Wenn ihr eure Balken besorgt und vor euch und an Ort und Stelle liegen habt, kommt nun eine entscheidende Frage: Wie soll ich die riesen Dinger nur da hoch bekommen…!?? Ich hatte mir mit einer kleinen Konstruktion geholfen.

An zwei Stangen, die auf der Mittelpfetten lagen, befestigte ich einen Kettenzug. Um den einzelnen Kehlbalken legte ich mittig eine Schlinge, die sich selber zuzog, und konnte so den Balken hochziehen und in Position bringen. Soweit so gut… Die Balken zu befestigen war dann wieder eine andere Sache.

Zur Befestigung hatte ich eine Lasche, einen Winkel und noch eine Stütze von unten an den Kehlbalken geschraubt. Bei der Konstruktion hatte ich mir viel zu viele Gedanken gemacht, da es sehr viele Möglichkeiten gibt und am Ende wusste ich auch nicht mehr welche ich nehmen soll…

Einen meiner Balken mussten für die Laschen geopfert werden. Aus dem 8x20cm starken Holz schnitt ich ca.50cm (auf der kurzen Seite) lange Laschen zu, die ich auch gleich am Boden für die 8x160mm Holzschrauben (Sechskant) vor und Steckte die Schrauben mit einer Unterlegscheibe hinein. Bevor die Kehlbalken festgeschraubt wurden, wurden sie mit Schraubzwingen unten an die Mittelpfetten gedrückt. Die Lasche wurde dann ebenfalls mit Schraubzwingen in Position gebracht und gegen den Sparren gedrückt. So hatte ich die Hände frei und konnte ganz in Ruhe die Sechkantschrauben mit einer Rätsche hineindrehen. (Die wenigsten Bohrmaschinen haben ausreichend Drehmoment um das zu schaffen)

Die vorhandenen Sparren sind 14cm breit und 11cm tief… meine Kehlbalken sind nur 8cm breit. Also konnte man gar keine zweite Lasche, wie es üblich wäre, anbringen.  Also bastelte ich mir hierfür kurzer Hand entsprechende Winkel, die mit 6x160mm Torx-Schrauben an den Sparren und Kehlbalken angeschraubt wurden. Um den ganzen das i-Tüpfelchen aufzusetzen kam von unten auch noch eine kleine Stütze dran… (Wer weiß wie man diese kleine Stütze korrekt nennt?)

Damit waren fast alle Kehlbalken befestigt und in Position… ein kleiner Balken fehlte noch, aber dafür musste zuerst an die Unterkonstruktion gemacht werden…

Holzrahmen und Stützen aufstellen

Als ich mein Fundament gegossen hatte, hatte ich es in einer Skizze schon leicht angedeutet, wie und wo meine Stützen steht bzw. wurde genau dafür das Fundament gemacht.

Gehen wir hier jetzt genauer ins Detail… Bei den Stützen handelt es sich um 8x8cm starkes Konstruktionvollholz(KVH). Diese Stützen wurden mit einer 24mm starken Diele in einem Rahmen zusammengefasst. Der dickere Balken (8x20cm) dient als Auflage für den oben genannten kleineren Balken; genau genommen ist das die Auflage für einen nur halben Kehlbalken, der nur bis zur Mitte/ bis zu dieser tragenden Holzwand geht. Dieser Kehlbalken endet schon hier bei der Wand, da hier der Treppenschacht für meine Treppe ins mein zweites Obergeschoss ist.

Der Rahmen wurde mit 6x100mm und 6x140mm grob zusammengeschraubt und erst als er stand und ausgerichtet war, mit 70×70-Winkelverbinder und Lochblechen/ Flachverbinder/ Lochplatten verstärkt. Die untere Seite des Rahmens wurde mit Dübeln, Winkel und Stockschrauben im Betonfundament fest verschraubt. Zur Aussteifung kam noch diagonal ein 80×80 Kantholz in den Rahmen, was auch mit 6mm Schrauben befestigt wurde. Unter jeden Kehlbalken -zwischen Stütze und Balken- legte ich noch 8x8cm große Stücke Gummi (alter Autoreifen) zur Schallentkopplung. Aus demselben Grund steht auch der ganze Rahmen auf ein wenig altem PVC-Boden… das wird nicht allzu viel bringen, aber etwas.

Als Auflage/ Als Wandanschluss an der nördlichen Mauer für den Fussboden des zweiten Geschoss wurde einfach nur eine 80x80mm Kantholz an die Wand gedübelt. Weiter unten für den Rohboden im EG und auf der anderen Seit -an der südlichen Mauer- hatte ich mit den Aufwand gemacht, einen Wandanschluss zu betonieren. Aber hier kann ich mir das ersparen, da später beim Trockenbau noch einige Stützen unter das Kantholz gestellt wird. (Das ist jetzt nicht die empfohlene Vorgehensweise, aber die Stützen der Trockenwand tragen auch einiges…)

Die alten Mittelpfetten liegen somit jetzt auf den Enden der neuen Kehlbalken auf. Die Kehlbalken werden in der Mitte von dem Rahmen gestützt. Der Rahmen und dessen Stützen sind im Fundament verschraubt und stehen auf der vorhandenen alten Mauer. Und das Fundament ist wiederum über die Armierung mit den vorhandenen Stahlträgern verbunden…. das sollte alles gut halten.

Neben dieser zentralen Wand (sie steht wirklich in der Mitte) sind auch noch andere Stützen vorhanden. Bei der Planung der Wohnung hatte ich oder musste ich darauf achten wo sich diese befinden und danach mussten sich dann die Räume richten und anders herum… das bedingt sich immer gegenseitig ein wenig und kann u.U. nervig werden. Nach langem Bearbeiten der Pläne schaffte ich es die restlichen Stützen immer direkt über einem Stahlträger und auf einer Wand zu platzieren. Damit sie auch nicht verrutschen konnten, mussten schon beim Sanieren der alten Stahlträger Balkenschuhe oder Laschen angeschweißt werden. Wenn man diese Balkenschuhe ein bisschen größer wie gefordert macht, hat man beim Aufstellen der Stützen unten auch noch ein wenig Spiel um die Stützen ausrichten zu können.

OSB-Platten im 2ten Obergeschoss verlegen

Jetzt wird aus dem Holzgerüst auch ein nutzbarer Fussboden…. Das Verlegen der OSB-Platten geht schnell und einfach. Bevor ich damit anfing, legte ich noch ein wenig 4mm dicken Filz auf die Balken bzw zwischen OSB-Platten und Kehlbalken; wieder als Schallschutz. Es würden hier auch Kork oder einfach nur Gummistreifen funktionieren. Da die Platten als Rohboden für mein zweites Obergeschoss dienen, wählte ich hier Platten mit einer stärke von 25mm. Hier hätte man auch einfache Dielen verwenden können, aber OSB ist noch einen Tick günstiger. Diese Verlegeplatten haben auch noch den Vorteil, dass sie rundherum Nut und Feder haben. Wenn man die Platten im Verbund/ leicht versetzt verlegt, hat man zum einen keinen Verschnitt (das Reststück der ersten Reihe ist das Anfangsstück der nächsten Reihe… genau wie bei Laminatboden) und zum anderen müssen die Stöße dank Nut und Feder und dem Versatz nicht unbedingt auf dem Balken sein.(Das ist nicht nach Vorschrift! Wirklich! Es gibt eine Vorschrift, die untersagt, dass die Plattenstöße in der Luft sind!) Die Platten hatte ich aber auch noch miteinander verleimt….. Es hält auch so ganz gut, aber ich will es euch so nicht empfehlen. Die OSB-Platten wurden mit 4,5x45mm Schrauben auf den Kehlbalken verschraubt.

Kleiner Tipp: Wenn die Platten bzw deren Nut und Feder nicht auf Anhieb ineinander gehen wollen, kann ein bisschen mit dem Gummihammer klopfen helfen. Damit man dabei die Kanten nicht kaputt klopft, kann man sich von einem Reststück die Nut oder Feder abschneiden und sozusagen als Opferstück in die Nut/Feder der zu verlegenden Platte stecken und darauf klopfen. (Funktioniert bei Laminat auch sehr gut)

Die einzelnen Platten hatte ich wieder mit einer Schlaufen und Kettenzug eine Etage nach oben befördert. Diese 25mm OSB-Platten haben schon ein ziemliches Gewicht….

Wichtig beim Verlegen ist immer die erste Reihe. Diese sollte möglichst gerade und in einer Linie liegen, da sich alle folgenden Platten und Reihen nach dieser ausrichten. Also hier besondere Vorsicht geben!

Vor dem Verlegen könnt ihr auch noch den Boden ein wenig ausgleichen, falls dieser noch nicht ganz immer Wasser liegt. Hierfür einfach dünne Lattenstreifen oder Furnier oder was ihr sonst zur Hand habt in der entsprechenden Dicke auf die Kehlbalken auflegen….

Ich hoffe der Post hat euch gefallen 🙂 Ich bitte um Kommentare und Anregungen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert