Dieses Sichtmauerwerk zu mauern hatte Ewigkeiten gedauert; es hatte sich fast über die gesamte Zeit des Ausbaus hingezogen, da immer wieder erst Ziegel gereinigt werden, Beton gegossen oder Balken gesetzt werden mussten. Oder für das letzte oberste Stückchen musste zuerst der Boden ins Obergeschoss gelegt werden… und dafür neue Balken und Holzbau allgemein… Zwischendrin musste der Mörtel und Beton auch mal ein bisschen trocknen und härten …hach….
Hier habe euch den gesamten Aufbau der Mauer im Gebälk zusammen gefasst… Ich hoffe es gefällt euch, da in diesem Sichtmauerwerk unglaublich viel Arbeit, Mühe und Schweiß steckt!
Fachwerk ausmauern
- Tabelle Mörtel Gruppen
- Die Vorbereitungen
- Sicherheit
- Mauer mauern
- Fugen
- Im Nachhinein Verfugen
- Auflage für das 2te Obergeschoss
- Neues Fachwerk im 2ten Obergeschoss
- Fachwerk im 2ten Obergeschoss ausmauern
Vorab gleich wieder die Tabelle zum Mörtelanmischen:
Kalk | Zement | Kiessand 0/4 | |
---|---|---|---|
Gruppe I | 1 Teil | – | 3 bis 4 Teile |
Gruppe II | 2 Teile | 1 Teil | 8 Teile |
Gruppe IIa | 1 Teil | 1 Teil | 6 Teile |
Gruppe III | – | 1 Teil | 4 Teile |
Die Vorbereitungen
Man sollte nicht einfach so eine Mauer in ein Fachwerk setzen. Es kann gut sein, dass das Holz beim Arbeiten langsam, aber sicher die Mauer herausschiebt und letzten Endes das Mauerwerk aus dem Fachwerk fällt. Eine kleine Maßnahme kann hier aber schon Abhilfe schaffen: Man bestückt das Fachwerk mit ausreichend vielen Nägel, die dann die Mauer im Gebälk hält.
Aus meiner anfänglichen Unsicherheit heraus hatte ich noch zusätzlich ca. alle 70cm in der Höhe horizontal einen Streifen Gewebe, das wiederum an die Balken genagelt war, in die Mauer gelegt und mit eingemauert; sozusagen eine Armierung für die Mauer. Bei dem Gewebe handelt es sich eigentlich um Armierungsgewebe für Putz, was mir hier aber auch gut als Verstärkung dient. Also neben Ziegel reinigen und Gewebe in Streifen schneiden, war nur noch 0/4-Kies, Zement und Edelkalk heranschaffen angesagt.
Vor dem Mauern sollte man sich horizontal noch eine Richtschnur spannen, an der man sich orientieren und entlang mauern kann, da ansonsten die Mauer doch ein wenig krumm werden könnte, und man sollte auch ein einfaches Lot benutzen um sicher zu stellen, dass die Mauer auch senkrecht steht.
Sicherheit
Passt bei dieser Arbeit auf eure Haut und Augen auf…. und fallt nicht von der Leiter oder dem Gerüst.
Vorallem eure Hände! Cremt eure Hände immer mit einer guten Handcreme ein bevor ihr in die Handschuhe schlüpft. Ich hatte hier keine üblichen Lederhandschuhe, sondern wie hier rechts zu sehen, eng anliegende Latex Handschuhe verwendet um mehr Gefühl beim Arbeiten zu haben. Vorteil ist, dass auch wirklich keine Feuchtigkeit vom Mörtel oder Mörtel selber Kontakt zur Haut hat (was sehr sehr gut ist!), Nachteil, dass auch nichts aus den Handschuhen kommt; also man bekommt Schweißhände, was auch müffeln kann….
Ich hatte mich leider dazu hinreissen lassen kurze Zeit ohne Handschuhe zu arbeiten… Großer Fehler!!! Einige Tage später bekam ich Blasen auf den Händen, die auch schnell einfach nur schmerzten und erst ein zweiter Arzt kam darauf, dass ich sogenannte Maurerkrätze (Wikipedia) hatte… Bilder erspar ich euch… Aber es waren zwei Wochen gelegentlich so stark schmerzende Hände, dass ich davon Nachts aufwachte. Nach einiger Zeit löste sich auch fast die gesamte Haut von den Händen…. also… seit gewarnt.
Mauer mauern
Mörtel auf die Fläche geben, Stein mit ein wenig Schwung darauf setzen, festklopfen, ein wenig Mörtel an die Zwischenfuge geben und den nächsten Stein darauf geben… so einfach kann das sein. Könnte…
Es hört sich einfach an, aber nach meiner Erfahrung brauch man hierfür wirklich sehr viel Übung… Hut ab an dieser Stelle an alle Maurer. Bei meiner Mauer hier, war ‚je wilder, desto besser‘ immer das Motto; die Ziegel an sich waren zum Teil krumm (durch den damaligen Brennvorgang bedingt), bunt (manche haben eine Marmor-artige Maserung) und viele schon ein bisschen Zerfallen. Also machte es gar nichts mehr aus, wenn die Mauer auch ein bisschen krumm und schief geraten war.
Fugen
Meine Fugen sind alles andere wie ordentlich… Ich habe hier wirklich fast nur mit den Händen (mit Handschuhen) gearbeitet. Sogar die Kellen lies ich manchmal komplett weg. So bekam wohl mein Sichtmauerwerk auch sein robustes mittelalterliches Aussehen. Die Ziegel setzte ich immer so, dass der Mörtel wieder ein wenig herausquellte. Nach 20 bis 30min, war der Mörtel soweit angetrocknet, dass man ihn wie etwas festeren nassen Sand behandeln konnte. Jetzt konnte man die Fugen so gestalten, wie man wollte… Ok… man muss wirklich daran denken, dass man hier alle Fugen in der Mauer so behandeln muss… weswegen ich wohl die für mich einfachste Methode gewählt hatte und nur mit den Händen und Handschuhe die Fuge abrieb und vielleicht noch mit den Fingern eine schöne Kehle einrieb.
Korrekt wäre gewesen, wenn man das ganze mit Kellen gemacht hätte und hierbei auch mit entsprechenden Fugenkellen das ganze schön glatt und gleichmäßig gehalten hätte. Aber dafür hätte man auch schon beim Auflegen und Ansetzen der Klinker darauf achten müssen, dass die Fügen und die Abstände gleichmäßig sind. (Lot und vor allem die Richtschnur werden hier immer sinnvoller ;)) Weiter geht das ganze, wenn man sich auch noch vor Augen führt, dass hier die Fuge nicht nur glatt und eben sein kann, sondern auch konkav oder konvex…. oder überstehende, wobei das für den Außenbereich nicht empfehlenswert ist.
Wobei… Auf der sichtbaren Seite hatte ich die Fugen nachbearteitet, auf der anderen Seite der Mauer, hatte ich den überquellenden Mörtel so belassen wie er gerade herauskam und hängen blieb. Ich war mir nicht sicher, was letzten Endes mit der anderen Seite passieren würde; Verputzen? Dämmen? Nicht dämmen?… Ich weiß es nicht. Aber diese überstehenden Batzen würden mich beim Dämmen wenig stören und beim Verputzen würden sie mir sogar als kleine Anker dienen, an denen der Putz gut hält. (Wenn der Putz glatt und schön werden soll, dann können diese Batzen ganz schnell stören!)
Im Nachhinein Verfugen kann man auch bzw auf diese Weise kann man auch alte Fugen wieder ausbessern, aber hier wird es kompliziert und mühsam. Am besten man achtet direkt beim Mauern auf saubere Fugen.
Hierfür benötigt man eine geeignete Fugenkelle und ein Brettchen mit Griff oder eine Glättkelle mit denen wie auf der Skizze die Fugen Stück für Stück nacharbeiten kann. Hier muss man sicherstellen, dass die Fugen nicht mehr sanden, also nicht staubig sind, und am besten feuchtet man alles noch ein wenig an und presst den Mörtel wirklich hinein, damit der Mörtel besser hält. (Ich hatte das aus Faulheit auch mit den Händen mit Handschuhen gemacht… einfach den Mörtel und großzügig herumgeschmiert)
Die Meisten werden eine saubere Wand bevorzugen. Also zum Schluss noch mit einem nassen Schwamm den Zementschleier abwaschen. Wobei man damit nicht komplett alles abbekommt, aber nach dem Trocknen geht der noch haftende Staub/ Schleier einfach ab. Bei diesem Arbeitsschritt kann man auch mit dem Schwamm die Fugen noch ein wenig glätten. Aber man sollte dem Mörtel ausreichend Zeit zum Anziehen lassen, da man sonst schnell das Fugenbild wieder verpfuschen kann. Dazu brauch man ein bisschen Übung.
Auflage für das 2te Obergeschoss
Ich bin ehrlich… diese Arbeit kam erst sehr spät und die darauf folgenden auch, aber das gehört alles noch zu dieser Mauer. Bevor ich diese Mauerauflage betoniert hatte, waren schon alle Querbalken verlegt und ein Großteil der Holzständer standen schon, aber das präsentiere ich euch so kompakt wie möglich.
Dieser Wandanschluss war an sich so ähnlich wie der erneuerte im ersten Obergeschoss. Nur gab es hier nirgends einen Anschlag oder etwas, also musste die Schalung wirklich ganz gemacht werden. Ich habe hier sogar einen Betonklotz, der komplett in der Luft hängt…
Die Mauer war soweit auf einer guten Höhe und als Abschluss zwischen Querbalken und Sichtmauerwerk musste noch die Auflage für das zweite Obergeschoss. Das ganze wurde natürlich betoniert. Wenn man sich die Skizze genau ansieht, stellt man fest, dass auf der rechten Seite neben dem Balken der Beton ein wenig übersteht. An dieser Stelle war die Öffnung, an der der Beton eingefüllt wurde. Wenn man sich das ganze in Aktion vorstellt: Als die Schalung gefüllt war, musste noch sehr viel mit einem Stock darin herumgestochert werden und sehr viel geklopft, aber der Beton verteilte sich wirklich so, dass der Querbalken auf der Unterseite im Beton ’schwamm‘. Dieser Balken wurde also wirklich komplett vom Beton unten unterstützt.
Da dieser Wandanschluss sicher tragen musste, achtete ich hier darauf, dass der Beton wirklich Zeit zum aushärten hatte und auch, dass er dabei nicht austrocknet, da sonst die Aushärtung stoppt. Daher wurde der Beton in Folie eingewickelt und immer schön feucht gehalten.
Neues Fachwerk im 2ten Obergeschoss
Nachdem der betonierte Wandanschluss/ die Auflage für den Boden im zweiten Obergschoss ausreichend Zeit zum aushärten hatte, wagte ich es im oberen Geschoss Dielen, als provisorischen Boden, aufzulegen und von dort aus einige Balken in das bestehende Fachwerk zu setzen. Mit mäßigem Erfolg schaffte ich es die neuen Balken fachgerecht nach Zimmermann’s Art in das bestehende Fachwerk einzufügen… als ich feststellte, dass mir das auf Anhieb nicht so ganz gelungen war, wich ich auf Stahlwinkel aus, womit das ganze auch gut im Gebälk hält; nicht schön, aber das wird ja eh wieder zugemauert und ich war nur froh in dieser Höhe die Balken irgendwie befestigt zu haben. Die Balken lagen nur herum und, bevor sie noch als Feuerholz enden, baute ich sie hier in das Fachwerk ein, da sie zum einen perfekt optisch in das Mauerwerk passen und zum anderen der kommenden Mauer Halt geben.
Soweit man es erkennen konnte, hatten die Bauherren des Hauses vor 100Jahren etwas ähnliches gemacht…. auf eine einfachere Weise. Sie zogen die Mauer in diesem Dreieck/ im Gebälk unter der Dachspitze etwa bis zur Hälfte hoch und legten dann eine Diele hinein, wo ich nur vermuten kann, dass diese mit dem Gebälk verbunden ist. Auf dieser Diele wurde dann weiter gemauert und das Dreieck geschlossen. Was das soll kann man sich denken: zur Stabilisierung der Mauer; damit diese bei so viel Flach nicht instabil wird. (weiter gedacht haben beim Streifen aus Armierungsgewebe, die ich weiter unten in die Mauer eingemauert hatte, dieselbe Funktion)
Fachwerk im 2ten Obergeschoss ausmauern
Die noch benötigten Ziegel zog ich mit einem Kettenzug und mit einer Schlaufe um die Ziegel nach oben; genau wie den Mörtel. Der Rest ging wie gehabt…. Balken mit Nageln versehen und Mauer mauer. Auf den letzten Bildern erkennt man noch gut -ich hatte ja mittlerweile schon ausreichend Übung- wie man saubere Fugen und eine glatte Wand bekommt. Den Mörtel ein wenig überquellen lassen, wenn man den Ziegel aufsetzt, antrocknen lassen und dann den überschüssigen Mörtel abreiben oder abschaben. Ggf. dann nochmal ein bisschen warten bis man mit einem Schwamm den Zementschleier entfernt.
Langer Post, aber ich hoffe er gefällt euch.
Ich würde mich über Kommentare und Anregungen freuen.^^
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