Während meinen Arbeiten hier war ich ständig relativ extremer Temperaturen ausgesetzt. Je nachdem wie draußen das Wetter war, hatte sich hier die Hitze gestaut oder man musste bei tiefsten Temperaturen mit dicken Jacken arbeiten und hoffen, dass einem nicht das Werkzeug an den Händen anfriert.
Zum Großteil habe ich hier nur Dach und Dachschrägen, die gedämmt werden müssen. Ok… zwei senkrechte normale Wände habe sind auch vorhanden, aber das sind keine Außenwände, weil die zum einen zur bestehenden Scheune und zum anderen zur bestehenden Wohnung angrenzen… die unterschlagen wir jetzt einfach mal. Die Außenwand an meiner Dachterrasse habe ich auch noch… aber durch den Aufbau, ist das auch mehr ein senkrecht stehendes Dach, was im Grunde aber eine hinterlüftete Außenfassade ist. Ihr seht, der Übergang ist fließend….
Vorab hatte ich ja schon grob meinen Dachaufbau kurz erklärt >>hier klicken<< …jetzt kommt die Praxis:
Normale Variante
Ich habe hier ein ganz normales Dach: vertikale Sparren, auf denen in einem bestimmten Abstand horizontal Dachlatten genagelt sind, auf denen die Dachziegel aufliegen und eingehakt sind. Im Normalfall würde man hier das Dach abdecken und die Lattung entfernen; direkt auf die Sparren Rauspund oder ähnliches anbringen, darauf eine entsprechende Unterspannbahn, Konterlattung, Lattung für die Ziegel und zum Schluss die Dachziegel. Auf die Innenseite kommt dann die Dämmung zwischen die Sparren, darüber eine Dampfbremse (PE-Folie), auf die wiederrum eine Lattung und die Beplankung kommt(in den meisten Fällen handelt es sich bei der Beplankung um Gipskartonplatten). Aber… ist mir zu viel Aufwand und würde mich nur einiges Kosten… Außerdem verwende ich hier ja Stroh als Dämmung und keine wasserziehende Glaswolle, etc etc…. Würde ich hier auf die konventionelle Weise das Dach sanieren, dann wäre das Dach über meiner Wohnug dank Rauspund und Konterlattung gute 5cm höher als das übrige Dach; was auch bescheiden aussehen würde und mir noch mehr Arbeit und Probleme bereiten würde. Vondemher mein eigener Dachaufbau, bei dem man das Dach nicht ab und neudecken muss, sondern alles schön von innen her machen kann.
Meine Variante
Die äußere Schicht
Als erstes wurde nur zwischen den Sparren eine Folie so getackert, so dass sie noch ein wenig durchhing und einfach nur schon mal irgendwie befestigt waren. Die einzelnen Folien überlappen sich um ca. 10cm, aber wurden sonst nicht miteinander verklebt, damit noch Luft hindurch kann. Sie wurden auch von oben vom First aus nach unten zur Pfette angebracht, damit sie sich auch auf die richtige Weise überlappen; die weiter oben liegende Folie liegt auf der unteren auf. Als nächstes habe ich die Folien mit Latten zum einen ein bisschen gespannt, aber nur so, dass sie immer noch ein klein wenig durchhängen in der Mitte, und zum anderen auch richtig befestigt/ eingeklemmt. Die Latten und auch Folien habe ich einfach in die Ecke von vorhandenen Dachlatten und Sparren gedrückt und an die Sparren geschraubt. Die Folie, die dann noch unter den Latten auf der Innenseite heraussteht, abschneiden und schon konnte man mit Rigipsplatten den Raum mehr oder weniger luftdicht abschließen. Hierfür habe ich in die Kante zwischen Latte und Sparren (wo die Folie drin klemmt) eine Spur Acryl/Baukleber gegeben und in diesen die Gipskartonplatte gedrückt und an die Latte angeschraubt. Die einzelnen Platten wurden wieder von oben nach unten verlegt. Diese überlappen sich auch immer ca.3cm und wurden auch mit Acryl untereinander verklebt. Das macht die dünnen 9,5mm Gipskartonplatten nicht nur stabiler, sondern sorgt auch dafür, dass keine Schlitze und damit Zuglöcher offen bleiben.
Falls jetzt irgendwie Wasser durch die Dachziegel kommen sollte (was passieren wird), läuft es an den Folien nach unten und aussen ab; falls durch die Folien noch irgendwie ein Tropfen kommen sollte, kann der auch wiederrum an den schuppenartig verlegten Gipskartonplatten ablaufen und fängt sich nicht in irgendeiner Kante. Da die Folien nicht verklebt sind sorgt die Hinterlüftung auch dafür, dass eventuelle feuchte Stellen schnell wieder austrocknen.
Dämmung bzw. das Stroh einbringen
Zwischen der ersten äußeren Schicht und dem eigentlichen Einbringen meiner Dämmung/ dem Stroh ist einige Zeit vergangen. Aber das Abdichten an sich hatte schon sehr viel gebracht und das Arbeiten auf meiner kleinen Baustelle um einiges angenehmer gemacht; die Wärme staute sich im Winter auch ohne Dämmung relativ gut in dem großen Raum und im Sommer wurde sie ein bisschen draußen gehalten.
Jetzt war es endlich Zeit für die kleine „Besonderheit“ meiner Wohnung: der Dämmung aus Stroh. In früheren Posts hatte ich den Wandaufbau schon vorgestellt und mich bestimmt auch über Strohbau im allgemeinen ausgelassen…. (siehe auch Wikipedia und vorallem Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. (FASBA)
Und wen es interessiert… Hier findet man auch die U-Wert Berechnung meiner Außenwand, an der man auch ein wenig herumspielen kann, wenn man will ^^ (ich hoffe der Link funktioniert…) https://ws-eu.amazon-adsystem.com/widgets/q?ServiceVersion=20070822&OneJS=1&Operation=GetAdHtml&MarketPlace=DE&source=ss&ref=ss_til&ad_type=product_link&tracking_id=eigenkonstruk-21&marketplace=amazon®ion=DE&placement=3936896453&asins=3936896453&linkId=ZN7FKPNYMZHGPKIM&show_border=true&link_opens_in_new_window=true
Dabei muss man auch noch den Lehmbau erwähnen, da Stroh und Lehm meistens Hand in Hand gehen, wovon ich hier aber abgelassen hatte und die eine günstigere Variante mit Gipskartonplatten versuche…. und wenn man -wie ich- ein privater Bastler ist, kann es doch schwer sein so etwas eigentlich allgegenwärtiges wie Lehm zu bekommen; geschweige sogar so etwas wie Lehmputz zu einem halbwegs vernünftigen Preis… Die Strohballen habe ich von einem Landwirt hier um die Ecke für 1,50€ das Stück bekommen, womit man dann auf ca.3€ pro m² für eine 38cm dicke Dämmung kommt, die aber ehrlich gesagt, keinen so guten Dämmwert wie aktuelle Glaswolle hat… aber wir sprechen hier von 38cm reiner Dämmung!! Zu beachten ist bei den Ballen, dass die einzelnen Strohhalme immer in dieselbe Richtung (nicht durcheinander) und die Ballen an sich mit einer gewissen Festigkeit gebunden sind und beim Einbau sind die Strohballen so anzubringen, dass die Halme parallel zur Außenwand sind; ob parallel oder senkrecht zur Wand macht anscheinend einen riesen Unterschied im Dämmwert.
Und noch nebenbei gesagt bin ich persönlich lieber während der Arbeit mit einem Haufen Stroh bedeckt, als wie mit einer Schicht Glaswolle…. wobei ich feststellen musste, dass das Stroh auch ziemlich staubt… sehr feiner Dreck vom Feld, der auch nicht besonders angenehm, aber wohl noch um einiges besser als Glasfaserstaub ist….
Die Praxis
Jetzt aber zum Bauen…. Die Arbeit an sich ging erstaunlicherweise leichter und besser wie gedacht. Anscheinend habe ich bei den ganzen Vorarbeiten wie z.B. bei den Dachsparren vieles richtig gemacht… ok, ich musste hier und da meine Doppelstegträger noch ein bisschen aufdoppeln, weil die Strohballen etwas dicker waren wie gedacht, aber … naja…
Die Strohballen konnte ich komplett zwischen die Träger stellen und die Lücken links und rechts zum Stegträger mit losem Stroh ausstopfen. Hierbei aber wirklich das Stroh mit Gewalt und Hilfsmitteln in die Lücken rammen bis nichts mehr geht, was dann ausreichte die Strohballen zwischen den Trägern zu halten. Mit Hilfsmitteln mein ich zum einen eine einfache Latte und… ich hatte mich bei meinen Recherchen immer gewundert, warum bei den Strohballenbauten immer so ein riesiger Holzhammer auf der Baustelle zu sehen war… Es ist einfach wohl das beste Mittel um das Stroh in die Lücken zu klopfen. Ich hatte mir nach den ersten Versuchen einen 1,5kg Holzhammer zusammen gebastelt.
Wenn mal eine Lücke etwas größer ausgefallen war, hatte ich mir von einem offenem Strohballen eine passende Scheibe weggenommen und in die Lücke gedrückt, gestopft und gehämmert.
Nachdem die Strohballen zwischen den Trägern waren, kam noch eine Schicht Flies darüber, die die nächste Schicht -eine PE-Folie als Dampfsperre- vor dem Stroh schützen soll und zum Schluss noch eine Lattung. Die PE-Folie ist an sich schon sehr robust, aber ich wollte auf keinen Fall, dass die Strohhalme die Folie an vielen kleinen Stellen entweder ganz durchstoßen oder die Folie stretchen, da eine gestretchte Folie dünner ist wie ursprünglich und dadurch einen niedrigeren Dampfswiderstand hat wie ursprünglich etc….
An die Lattung werden später die Gipskartonplatten geschraubt und nebenbei konnte ich so die Strohballen noch weiter und fester in die Dachschräge pressen. Also die Latten gleich im entsprechenden Abstand für die Gipskartonplatten anbringen. Der Verbrauch lag hier bei ca!28 Ballen für 11qm (im Nachhinein grob geschätzt….)
Man sieht auf den Bildern, dass das Flies ein wenig dreckig ist, was aber überhaupt nichts ausmacht. Bei dem Flies handelt es um ein gebrauchtes Gärtnerflies, mit dem man eigentlich junges Gemüse vor Frost schützt.
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