Neue Treppe selber gebaut

Treppe 55
Treppe 01

Links, wie die Treppe vorher war und rechts, wie sie jetzt ist. Der ganze Umbau fand im Haus meiner Eltern statt. Die alte Treppe hatte schon ca.100Jahre auf dem Buckel, was seine Spuren hinterlies. Es war höchste Zeit für eine Neue! Die alte Treppe bestand aus Fichte/ Tanne. Die Stufen steckten in noch per Hand ausgestemmten Nuten in den Wangen. Die Wangen wurden mit drei Eisenstangen zusammen gezogen, was die Stufenbretter in den Nuten und die ganze Treppe an sich zusammen hielt.

Die Konstruktion

Treppe 02

Mir wurden hier vorab schon einige Entscheidungen abgenommen: die Stufen sollten aus 40mm starkem und die Steigungen aus 20mm starkem Multiplex sein. Eigentlich waren die 60x80mm Stahlprofile als Seitenwangen vorgesehen, was mir aber nicht so ganz gefiel; das konnte man (ich) chicer machen. Die Seitenwangen kamen unter die Stufen als Holm. Um die Stufen später befestigen zu können, mussten auf die Wangen Stahlwinkel geschweißt werden, an denen dann die einzelnen Stufen von unten her verschraubt werden konnten. Anstatt der vorherigen Holzwand, sollte die neue Treppe mit einer gedämmten Trockenwand zum nicht beheiztem Keller abgeschottet werden. Die Treppe an sich bekam auch noch ein wenig Dämmung und wurde vor allem abgedichtet. Im Winter hatte man schon gemerkt, wie es durch die Fugen der Treppe aus dem Keller kalt hervorkam.

Grundgerüst aus Stahl

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Als erstes ging es an die Stahlarbeiten. Die Holme waren mehr oder weniger schnell zugeschnitten. Bei den spitzen Winkeln wurde leider eine Backe an der Eisensäge in Mitleidenschaft gezogen und wurde etwas angesägt; passiert, sollte aber nicht…. Dann kamen auch noch drei Querträger aus 100x50x5mm U-Profilen dazu.

Insgesamt wurden 30 Winkel für 15 Stufen benötigt. Es dauerte eine ganze Weile bis alle  aus dem 100x4mm Flachband zugeschnitten, entgratet, gebohrt und die Bohrlöcher wiederum entgratet waren. Dann mussten alle noch abgekantet werden.

Als alle Teile bereit waren, konnten diese zusammengeschweißt werden. Hier sollte man aufpassen, dass man nicht aus versehen ein Monstrum erschafft, dass man nicht mehr bewegen kann, weil es zu schwer ist, und das noch durch alle Öffnungen passt.

Die Holme wurden als aller erstes penibel zueinander ausgerichtet. Dafür wurden sie extra noch mit anderen Träger unterlegt, damit auch nichts durchhing, und zum Schluss noch alles festgespannt. Beim Schweißen, und vor allem wenn so viel geschweißt wird, muss man damit rechnen, dass sich das Material verziehen kann; auch wenn es relativ große Teile sind. Aber durch die starke Hitze beim Schweißen etc. kann es schon zu Spannungen kommen.

Als Abschluss -wie immer bei Stahlarbeiten- wurde alles noch einmal entrostet; unschöne Schweißnähte wurden nachgeschliffen und die ganze Konstruktion mit Rostschutzlack lackiert. Der eine silberne Streifen wird an der fertigen Treppe sichtbar sein. Hier wird natürlich wieder das Material gezeigt. Dafür wurde es plank geschliffen und mit Klarlack versehen.

Holzarbeiten (Beizen&Lackieren)

stufe_seite

Als nächste -eigentlich lief das auch gleichzeitig- waren die Holzarbeiten an der Reihe. Die Stufen waren an sich schon fast und bis auf 1,5mm korrekt zu geschnitten. Mein Vater hatte sich mit den Maßen an der alten Treppe orientiert; der Auftritt 29cm tief mit einer Steigung von 18cm. Wie man nun auf die ganzen Maße kommt ist ein Thema für sich. Das lass ich hier auch bleiben.

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Der Großteil der Zeit ging für die Lackierarbeiten drauf. An einem kleinen Reststück kann man vorab die Farben testen. Die hellen Stufen wurden mit einer Wasserbeize gefärbt und anschließend mit Klarlack auf Alkoholbasis versiegelt. Kein Acryllack oder ähnliches dabei verwenden, da sonst der Wasserlack die Beize wieder lösen könnte, was am Ende sehr unschön aussehen kann.

Als der Farbton stimmte, ging es an die eigentlichen Stufen. Hier wollte ich natürlich etwas Glanz haben, weswegen ich einen etwas beschwerlichen Weg zum Aufpolieren und Lackieren des Holzes nahm; im Grunde ist das die oder eine korrekte Weise. Zuerst wurde das Holz einfach nur etwas feucht gemacht, damit sich die Fasern aufstellen. Anschließend kommt der erste Schliff mit einer 80iger Körnung; wieder wässern und dann 120iger Körnung, etc, etc…. bis man auf die gewünschte Glätte kommt. (Bitte nicht übertreiben.; 120 oder 160 ist schon glatt genug) Wenn man nun die Beize auf das Holz gibt, behält das Holz in der Regel die Feinheit des letzten Schleifvorganges.

Die erste Schicht Klarlack (Fussbodenlack) wurde etwas verdünnt aufgegeben, damit der Lack gut in das Holz eindringen kann. Die zweite Schicht wurde ohne Zwischenschliff draufgegeben, da zum Teil noch das blanke Holz offen lag und ich nicht wieder die Beize heraus schleifen wollte. Erst wenn wirklich das ganze Holz unter einer Schicht Lack liegt, kann man wieder Zwischenschleifen und weiterpolieren; wenn man möchte. Falls sich beim Schleifen so kleine Lack-Popel enstehen, ist der Lack noch nicht ganz trocknen und man muss noch warten.

Montage der Treppe

Nachdem gute zwei Wochen lang geschliffen und lackiert wurde, konnte die neue Treppe montiert werden. Zuerst musste jedoch die alte Treppe weichen. Da diese relativ einfach konstruiert war, mussten nur die drei Eisenstangen, die die Seitenwangen zusammen hielten, durchgeschnitten werden und mit einem kleinen Ruck fielen die Stufen von selber heraus. Die Wangen weigerten sich ein bisschen, also musste mit der Kettensäge nachgeholfen werden.

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Für die neue Treppe wurde noch ein kleines Betonfundament gegossen um eine möglichst ebene und stabile Auflage zu haben. (Mehr zu Beton und Fundament) Als alle Trocken war konnte die Stahlunterkonstruktion kommen. Diese war zum Glück noch leicht genug um von zwei Leuten getragen werden zu können. Um es aber an Ort und Stelle zu bekommen musste ein Kettenzug her, mit dem man es nach oben ziehen konnte.

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Die Treppe wurde am Kopf- und Fussende noch mit etwas Elastomer zur restlichen Hauskonstruktion Schallentkoppelt. Elastomer: etwas Gummi; entweder eine Bauschutzmatte/ Granulatmatte oder ein alter aufgeschnittener Autoreifen tut es auch. Hauptsache da ist ein bisschen Gummi oder ähnliches dazwischen. (Kork könnte man auch verwenden)

Kork zur schallentkopplung wurde auch bei den einzelnen Stufen verwendet. Die wurden nicht einfach auf den Eisen geschraubt. Auf jeden Winkel und unter jede Stufe kamen noch 4mm starke Korkstreifen. So hört man nicht jeden Schritt durch das ganze Haus. Die Stufen wurden von unten nach oben aufgelegt, dann nochmal ausgerichtet, damit auch alles schön in einer Linie liegt und dann erst von hinten verschraubt. Der Trockenbau für die Seitenwand ging wie gehabt: Gerüst aufstellen, Dämmung hinein und die Platten anschrauben.

Ich hoffe die Treppe findet bei euch gefallen. Fragen und Anregungen unten in den Kommentaren 😉


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